Die Atemtherapie ist ein wichtiger Punkt für Patienten mit Mukoviszidose. Catalina Abel, Physiotherapeutin aus Kassel, erklärte bei der 18. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, worauf es dabei ankommt.
Säuglinge sollten so früh wie möglich an die Physiotherapie herangeführt werden. „Sie müssen lernen, dass die Physiotherapie ein selbstverständlicher Teil ihres Lebens ist“, so Catalina Abel, Physiotherapeutin aus Kassel. Arbeiten die Kinder frühzeitig mit einer Physiotherapeutin, gewöhnen sie sich meist schnell daran. Kommen sie dagegen erst nach einigen Monaten, besteht die Gefahr, dass sie fremdeln. Catalina Abel empfahl, einen erfahrenen Therapeuten zu suchen, der die Kinder von Anfang an behandelt.
Ziel der Atemphysiotherapie ist zum einen, das Sekret in den Bronchien zu mobilisieren und aus den Atemwegen hinauszubefördern, die Belüftung der Lunge zu verbessern und zum anderen die Beweglichkeit des Brustkorbs zu erhöhen. „Denn nur ein gut beweglicher Thorax kann Atemübungen ausführen“, so Abel. Grundsätzlich haben auf Mukoviszidose spezialisierte Therapeuten auch die Förderung der motorischen Fähigkeiten und der Bewegungsfreude im Blick.
Passive Techniken beim Säugling
Bei Säuglingen kommen in der Atemphysiotherapie passive Techniken zum Einsatz. Bereits in diesem Alter muss begonnen werden, die Inhalation zu üben. Darüber hinaus sollten die Eltern grundlegende Hygienemaßnahmen erlernen, berichtete Catalina Abel.
Kleinkinder sind häufig schwer zu bestimmten Aktivitäten zu bewegen. Wichtig ist, dass die Kinder in diesem Alter lernen, sich selbst zu helfen, erklärte die Physiotherapeutin. Atem- und Hustentechniken können z. B. über Pustespiele und Singen vermittelt werden. Hinzu kommen die Schulung der Wahrnehmung und therapeutische Körperstellungen.
Lernen, Verantwortung zu übernehmen
Schulkinder haben weniger Zeit für die Physiotherapie. Zudem haben viele keine Lust auf die zunehmenden Verpflichtungen (Zähneputzen, Hausaufgaben, Atemtherapie). Bei Kindern in diesem Alter ist es die Aufgabe des Physiotherapeuten, sie bei der Stange zu halten und damit zu beginnen, sie in die Verantwortung mit einzubinden.
In der Phase der Pubertät, in der für viele Jugendliche alles andere wichtiger ist als die Therapie, geht es darum, dass die Jugendlichen lernen, immer mehr Eigenverantwortung für sich und ihre Therapie zu übernehmen. Die erlernten Techniken sollen verfeinert werden. Autogene Drainage, therapeutische Körperstellungen und atemerleichternde Stellungen bleiben weiterhin ein Thema.
Individuelle Anpassung bei Erwachsenen
Bei Erwachsenen geht es darum, die Therapie an den Schweregrad der Erkrankung und die individuellen Gegebenheiten anzupassen und zu optimieren. Je schwerer die Mukoviszidose, desto höher der Therapieaufwand. Die Physiotherapie ist hier immer als Teamwork zwischen Patient und Therapeut zu sehen.
Redaktion: Dr. Judith Neumaier
Quelle: Vortrag von Catalina Abel bei der 18. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 19. – 21. November 2015