Atemtherapie – diverse Methoden gleiches Ziel
Ob Autogene Drainage (AD), Active Cycle of Breathing Techniques (ACBT) oder die Technik nach Guy Postiaux: Atemtherapie soll die Atmung optimieren, das Abhusten von Sekret fördern und somit langfristig die Funktion der Lunge erhalten. Die Physiotherapeutin Jovita Zerlik, Hamburg, erläutert die wesentlichen Merkmale der unterschiedlichen Methoden.
Damit Atemtherapie bei Menschen mit Mukoviszidose ihre Wirkung optimal entfalten kann, kommt es darauf an, sie korrekt durchzuführen. Anleitung durch kompetente Therapeuten benötigen nicht nur die Patienten, sondern auch deren Angehörige – allen voran die Eltern betroffener Kinder.
Prinzipiell gilt es zwei Veränderungen in der Lunge vorzubeugen, gegebenenfalls auch gegenzusteuern: der Verengung (Obstruktion) der Bronchien, und die darauf folgende Überblähung der Lunge. Dazu kann es kommen, wenn die Bronchien durch zähen Schleim teilweise verstopft sind. Unvollständig bleibt dann vor allem die Ausatmung, wodurch stets ein Rest der Luft in den Lungen zurückbleibt und die Lungenbläschen überdehnt werden.
Das Abklopfen, mit dem man früher versuchte, den zähen Schleim aus der Lunge zu befördern, hat sich nicht als effektiv erwiesen und gilt längst als veraltet. Prinzipiell erreicht man mit Atemtherapie zuerst die gesunden Bereiche der Lunge. Damit die Effekte der Übungen auch den aktuell betroffenen Bezirken des Organs zugute kommen, haben Physiotherapeuten spezielle und dennoch schonende Techniken entwickelt, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen wurde, und die sich in der Praxis bewährt haben.
Die Autogene Drainage
(AD) wird in Deutschland am häufigsten eingesetzt: AD fördert die Selbstreinigung der Bronchien ausgesprochen effektiv. Mukoviszidose-Patienten erlernen die Technik bereits im Kindesalter und können sie schon früh selbstständig durchführen. Zunächst gilt es, langsam und tief einzuatmen. Dann wird die Luft für einige Sekunden angehalten, damit sie sich in alle Lungenabschnitte verteilen kann. Anschließend lässt man die Luft passiv ohne Widerstand ausströmen, wodurch das Sekret mundwärts transportiert wird. Zuletzt presst man die restliche Luft durch Anspannen der Bauchmuskulatur aus, wodurch die Lunge entbläht wird.
Optimieren lässt sich die Wirkung durch den Einsatz von Atemtherapiegeräten, die dem Strom der Ausatmung einen Widerstand bieten (etwa das Positive Expiratory Pressure System [PEP]), oder die Luft in Schwingungen versetzen (wie beispielsweise der Flutter und das RC Cornet).
Die assistierte autogene Drainage (AAD) ist eine Abwandlung der AD für Säuglinge und Kleinkinder, ebenso für sehr schwache und schwer kranke Patienten, sowie für Menschen mit mentalen Einschränkungen, die diese Technik (noch) nicht selbst aktiv durchzuführen können. Mit den Händen begleitet und stimuliert der Therapeut den Brustkorb, und unterstützt dadurch das Atemmuster der AD.
Die wesentlichen Merkmale der unterschiedlichen Methoden
Active Cycle of Breathing Techniques (ACBT) ist eine Selbsthilfetechnik zum Reinigen der Atemwege. Auch sie fördert die Mobilisierung und Entfernung des überschüssigen Bronchialsekrets. ACBT beginnt mit ruhigen Atemzügen, dann folgen drei bis vier vertiefte Atemzüge. Anschließend beginnt das sogenannte Huffing: Man stelle sich vor, eine Glasscheibe anzuhauchen. Dies fördert tiefes Ausatmen und unterstützt das Abhusten. Die konkrete Ausführung ist für jeden Patienten individuell und seinen momentanen Bedürfnissen entsprechend flexibel anzupassen.
Die Technik nach Guy Postiaux wird vor allem in Frankreich und Lateinamerika eingesetzt. Zunächst erhebt der Therapeut einen spezifischen Befund durch Abhören der Lunge mit dem Stethoskop (Auskultation). Basis der Atemübungen ist langsames Einatmen. Anschließend wird langsam ausgeatmet, wodurch vor allem die Reinigung der Bronchiolen gefördert werden soll. Ausführung der Übungen in Seitenlage soll dem Zwerchfell Bewegungsspielraum verschaffen und somit die Atmung zusätzlich vertiefen. Postiauxs Technik der Säuglingsbehandlung betrachten viele Fachleute als kritisch, da sie das Abhusten über eine Reizung des Kehlkopfes provoziert.
Jovita Zerlik: Physiotherapie International. Vortrag beim Jubiläums-Symposium anlässlich des 30-jährigen Bestehens des AK Physiotherapie des Mukoviszidose e.V., München, 11.05.2013