Schwangerschaft mit Mukoviszidose
Dank der medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte ist der Wunsch, ein eigenes Kind zu bekommen, auch für viele Patienten mit Mukoviszidose erfüllbar geworden. Zwar ist die Fruchtbarkeit durch die Erkrankung – vor allem bei Männern – prinzipiell eingeschränkt. Doch es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, dies durch medizinische Unterstützung auszugleichen.
Für die eingeschränkte Fruchtbarkeit bei Mukoviszidose gibt es verschiedene Ursachen. Bei Frauen kann die veränderte Zusammensetzung der Schleimhaut im Gebärmutterhals (Zervix) die Spermien „ausbremsen“. Zudem ist bei Untergewicht mit hormonellen Störungen zu rechnen, die den Zyklus verlangsamen und die Zahl der Eisprünge senken, erläuterte Dr. med. Sabine Zirlik von der CF-Ambulanz für Erwachsene in Erlangen. Man schätzt, dass dies die Fruchtbarkeit um rund 20 Prozent vermindert – was im Umkehrschluss aber bedeutet, dass die meisten Frauen trotz zystischer Fibrose auf natürlichem Weg schwanger werden können. Unterstützend können hormonelle Verfahren zum Einsatz kommen und nur selten wird eine In-vitro-Fertilisation erforderlich, weiß Zirlik.
Viele Männer mit CF sind unfruchtbar
Anders sieht die Situation bei den Männern aus, denn: 98 Prozent aller Männer mit CF sind infertil. Bei vielen fehlen die Samenleiter und wichtige Teile der Nebenhoden, darüber hinaus sind auch die Samenblase und der Ejakulationskanal häufig fehlgebildet. „Das bedeutet nicht, dass eine Vaterschaft ausgeschlossen ist“, konkretisierte Zirlik, „aber man muss dabei medizinisch nachhelfen“. Denn die betroffenen Männer sind zwar in der Lage, Spermien zu bilden, doch diese können nicht auf natürlichem Wege nach draußen gelangen, sodass sie im Ejakulat nicht zu finden sind.
Der erste Schritt ist daher ein Spermiogramm. Wenn dies keine ausreichende Spermienzahl zeigt, stehen zwei operative Wege zur Verfügung: die mikrochirurgische ependymale Spermatozoen-Aspiration – kurz MESA – und die testikuläre Spermatozoen-Extraktion (TESE). Bei diesen Verfahren werden Spermien operativ entweder aus den Nebenhoden oder aus den Hoden entnommen. „Das ist nicht so, als würde man einfach eine Tablette schlucken“, schränkte Zirlik ein. „Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es sich dabei um einen richtigen operativen Eingriff handelt.“
Mit den so entnommen Spermien erfolgt dann in der Regel eine In-vitro-Fertilisation oder die direkte Injektion in eine weibliche Eizelle, da auf diese Weise die Chance für eine Befruchtung größer ist als wenn man die Spermien auf natürlichem Weg bei einer einfachen Insemination. Das bedeutet jedoch, dass auch die Partnerin stark in die Behandlung einbezogen ist: Sie muss sich einer entsprechenden Hormonbehandlung unterziehen und sich anschließend die Eizellen entnehmen lassen.
Krankenkassen übernehmen längst nicht alle Kosten
Medizinisch sind solche Maßnahmen nicht nur machbar, sondern häufig auch erfolgreich. Allerdings sind sie mit immensen Kosten verbunden. Eine In-vitro-Fertilisation kostet pro Zyklus rund 3.000 Euro, bei einer Erfolgsrate von etwa 30 %. „Das hört sich zunächst wenig an – doch bei einem ganz normalen Durchschnittspaar liegt die Chance einer Schwangerschaft auf natürlichem Weg ebenfalls nur bei rund 30 % pro Monatszyklus“, relativierte Zirlik. Im Schnitt sind also 3 bis 4 Behandlungszyklen erforderlich. Die Kassen übernehmen dabei jedoch nur die Hälfte der Kosten – und das nur für maximal drei Versuche. Auch eine TESE ist nicht ganz billig: Sie kostet zwischen 800 und 1.200 Euro und wird von vielen Kassen gar nicht übernommen.
Grundsätzlich erfolgt die Kostenübernahme nur bei verheirateten Paaren, wenn beide Partner über 25 Jahre alt sind. Frauen dürfen allerdings nicht älter als 40, Männer nicht älter als 50 Jahre alt sein. Vorher muss ein entsprechender Behandlungsplan samt Kostenschätzung bei der Krankenkasse eingereicht und genehmigt werden.
Genetische Beratung
Vor jeder geplanten Schwangerschaft sollte nach Möglichkeit neben einem ausführlichen Gespräch mit dem betreuenden Arzt auch eine genetische Beratung sowie die Testung des Partners oder der Partnerin stehen. Denn wenn nur ein Elternteil an CF erkrankt ist, ist es wichtig zu wissen, ob der nicht erkrankte Partner ebenfalls ein CF-Gen trägt. Ist dies nicht der Fall, werden die Kinder selbst zwar nicht erkranken, können die Krankheit aber übertragen. Ist der gesunde Partner oder die Partnerin jedoch selbst Genträger, beträgt das Erkrankungsrisiko für das ungeborene Kind 50%.
Dr. med. Sabine Zirlik: Kinderwunsch und CF. Vortrag im Rahmen der Herbstfortbildung Mukoviszidose, Erlangen, 12.10.2013