Ernährung – wichtige Säule der CF-Therapie
Menschen mit Mukoviszidose benötigen eine bedarfsangepasste Ernährung: Wichtig sind viel Energie und Flüssigkeit, zudem Makronährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente. Bei eingeschränkter Funktion der Bauchspeicheldrüse benötigen sie darüber hinaus Verdauungsenzyme, um die Nährstoffe aufnehmen zu können.
„Ein Vorteil meiner Krankheit ist, dass ich immer soviel essen darf, wie ich will!“ Diese Aussage stammt von einem Mädchen mit Mukoviszidose. Anders als in der gesunden Bevölkerung haben viele der Betroffenen allerdings Mühe, ein normales Körpergewicht zu erreichen oder zu halten. „Ein Grund dafür ist der krankheitsbedingt erhöhte Energiebedarf, der teilweise durch die vermehrte Atemarbeit entsteht“, erklärte Bärbel Palm. „Zudem essen viele Mukoviszidose-Patienten relativ wenig, da ihnen Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und manchmal gar Erbrechen zusetzen“, ergänzte die Diätassistentin vom Universitätsklinikum in Homburg. Bei manchen werden auch die via Nahrung zugeführten Nährstoffe im Darm nur unvollständig aufgenommen – in der medizinischen Fachsprache nennt man dies „Malabsorption“.
Durch körperliche Aktivität das Gewicht stabilisieren
Beim Sport verbraucht man zwar Energie. Menschen mit Mukoviszidose können durch körperliche Aktivitäten dennoch ihr Gewicht stabilisieren oder nehmen dadurch sogar zu. Denn die Anstrengung steigert die Belastbarkeit, woraufhin sich die Betroffenen gerne wieder mehr bewegen und dann Muskelmasse aufbauen. Außerdem regt Bewegung den Appetit an und hat positive Effekte auf die Stoffwechselfunktionen! „Sportliche Aktivitäten einzuschränken sollte nur bei starkem Untergewicht gemeinsam mit dem Arzt erwogen werden“, referierte Palm.
Doch was ist noch normal, wo ist die Grenze? Die Webseite www.mybmi.deermöglicht, den Body Mass Index (BMI) realistisch zu beurteilen, die Werte zu speichern und deren Veränderungen langfristig nachzuverfolgen. Die Rubrik „BMI 4 Kids“ bietet gleichen Service für die Messdaten von Kindern und Jugendlichen.
Allerdings erlaubt der Body Mass Index keine Beurteilung der Körperzusammensetzung. Hier hilft eine Kontrolle der Körperkompartimente mittels Bioelektrischer Impedanzanalyse. Denn die Messung differenziert, wie hoch die Anteile des Körpers an Wasser, Fett-, Muskel- und Organmasse tatsächlich ist. Eindeutig verrät die Messung also alle Veränderungen – etwa den Zuwachs an Muskeln durch Sporttherapie.
Sport, Toben und Physiotherapie sind mitunter jedoch eine schweißtreibende Angelegenheit. 0,6 bis 1 Liter Wasser pro Stunde verliert der Körper dabei. Und das muss ersetzt werden! Darüber hinaus wird mit dem Schweiß stündlich rund ein Gramm Salz (NaCl) ausgeschieden.
„Trinken sollte man deshalb vor und während körperlicher Aktivität, energiereiche Trinknahrung oder einen hochkalorischen Snack nach der Anstrengung zuführen“, empfahl Palm. Auch Salz gilt es zu ersetzen, betonte die Diätassistentin: „Ein Gramm Salz sind in 25 g Salzstangen, einer halben Scheibe Salamibrot, 200 ml Fleischbrühe oder vier Tabletten Schwedensalz enthalten.“
Substitution von Verdauungsenzymen auch zu stärkereichen Mahlzeiten
Lässt die Leistung der Bauchspeicheldrüse infolge der krankheitsbedingten Veränderungen am Organ nach (in der Medizinischen Fachterminologie nennt man dies „exokrine Pankreasinsuffizienz“), wird es notwendig, zu jeder Mahlzeit Enzyme einzunehmen. Die Dosis der Lipase-Einheiten pro Mahlzeit gilt es dem Bedarf anzupassen: Empfohlen wird gemeinhin die Einnahme von ca. 2.000 Einheiten Lipase pro Gramm Fett in der Mahlzeit.
„Allerdings sind Enzyme auch zu stärkehaltigen Speisen zu empfehlen“, versicherte Palm. Der Grund: Die wenigsten Menschen kauen kohlenhydratreiche Nahrung wie beispielsweise eine Laugenbrezel so lange, bis der Speichel die Stärke abgebaut hat. Um die langkettigen Stärkemoleküle zersetzen zu können, benötigt der Darm auch in diesen Fällen die Pankreasenzyme.
Passt die Enzymdosis nicht zur Menge und Zusammensetzung der Nahrung, kann es zu Blähungen, Bauchschmerzen, Fettstühlen, Gewichtsverlust, Darmverschluss, Mangel an fettlöslichen Vitaminen und Blutzuckerschwankungen kommen.
Die kleinen Kügelchen (Pellets) oder Kapseln sind mit wenig Flüssigkeit zu schlucken. Die Pellets darf man jedoch nicht ins Essen rühren oder zerkauen! Denn dadurch löst sich deren säurefeste Ummantelung auf, die dafür sorgt, dass die Enzyme den Magen geschützt passieren und erst im Darm freigesetzt werden.
Bärbel Palm: Ernährungstherapie bei Mukoviszidose: Aktuelles mit Relevanz für Sport und Physiotherapie. Vortrag beim Jubiläums-Symposium anlässlich des 30-jährigen Bestehens des AK Physiotherapie des Mukoviszidose e.V., München, 11.05.2013