Keine Angst vor Sport und Bewegung!
„Mein Kind darf keinen Sport machen – es nimmt dadurch ab!“ Mit dieser elterlichen Sorge sind viele Ärzte und Sporttherapeuten konfrontiert, die Kinder mit Mukoviszidose zu mehr Sport und Bewegung animieren wollen. Ganz unbegründet ist diese Befürchtung nicht, räumte der Sportwissenschaftler Dr. Wolfgang Gruber, Stahnsdorf, ein. Denn immerhin ist der Energieverbrauch bei CF per se erhöht und es gelingt nicht allen Patienten, den Mehrbedarf an Kalorien durch die Ernährung zu decken.
Trotzdem ist die Schlussfolgerung, dass Sport für diese Patienten ein zusätzliches Risiko hinsichtlich ihrer Ernährungssituation darstellt, so nicht richtig. Denn betrachtet man den Anteil der fettfreien Körpermasse – sprich: der Muskeln – von CF-Patienten und setzt sie in Relation zum Body-Mass-Index (BMI), sieht man, dass die körperlich weniger Aktiven sich in einem schlechteren Ernährungszustand befinden, während Patienten mit höherem BMI über mehr Muskelmasse verfügen, so Gruber.
Dies deckt sich mit einer Untersuchung, bei der die Gewichtsentwicklung von CF-Patienten vor und nach einem vierwöchigen Reha-Camp untersucht wurde. Die Patienten waren während dieser vier Wochen körperlich sehr aktiv, hatten täglich Physiotherapie, unternahmen täglich Wanderungen und trainierten außerdem dreimal wöchentlich für 2 Stunden im Fitnessraum. Gleichzeitig erhielten sie eine hyperkalorische Ernährung und steigerten ihr Körpergewicht um durchschnittlich 2,1 %.[1] Weitere Studien haben diese Ergebnisse bestätigt. Allerdings scheint man unterscheiden zu müssen zwischen Kraft- und Ausdauertraining, relativierte Gruber: Während unter Krafttraining sowohl das Gewicht als auch die Muskelmasse deutlich zunehmen, ist Ausdauertraining diesbezüglich deutlich weniger effektiv.[2]
Dies ist auch jenseits der Reha möglich: Ambulant durchgeführte regelmäßige Bewegungsprogramme wirken sich nicht nur auf die Gewichtsentwicklung, sondern auch auf die Lungenfunktion günstig aus.[3] Doch damit dies funktioniert, müssen Bewegung und Ernährung sehr gut aufeinander abgestimmt werden, betonte Gruber.
„Wir müssen von der Vorstellung abkommen, dass jeder CF-Patient hochkalorisch ernährt werden muss, sondern sollten lieber von einer bedarfsangepassten Ernährung sprechen“, plädierte die Ernährungsberaterin Evita Ausner, Nebel. Dazu gehört beispielsweise, die Mahlzeitenfrequenz an das körperliche Training anzupassen und Nahrungsmittel mit möglichst hohem glykämischem Index zu bevorzugen. Auch der Flüssigkeitsbedarf steigt mit der sportlichen Aktivität: Pro Stunde Training sollte man nach Möglichkeit 0,6 bis 1,2 Liter trinken, riet Ausner. Ein ideales Getränk für Sportler mit Mukoviszidose enthält 1 Gramm Salz pro Liter und hat einen Kohlenhydratanteil von 4 bis 8 %.
Dr. Wolfgang Gruber, Evita Ausner: Training und Ernährung: Chancen und Risiken. Vorträge bei der 15. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 16.11.2012
[1i] Blau H, Mussaffi-Georgy H, Fink G et al. Effects of an intensive 4-week summer camp on cystic fibrosis: pulmonary function, exercise tolerance, and nutrition. Chest 2002; 121: 1117–22