
Infektionsvermeidung bei Mukoviszidose (CF)

Infektionsvermeidung (präventive Maßnahmen) bei Mukoviszidose (CF)
Bei den Trainingsteilnehmern nahmen die Ausdauerleistung und die Lebensqualität deutlich zu. Die Messwerte der Lungenfunktion besserten sich durch Krafttraining noch deutlicher als durch Ausdauersport. Dieser Effekt hielt auch über einen längeren Zeitraum an. Bei der Kontrollgruppe hingegen schwand die Kondition während des stationären Aufenthalts in der Klinik. Zum Zeitpunkt der Entlassung waren sie sogar weniger fit als bei der Aufnahme ins Krankenhaus.
Sport und Mukoviszidose – Mögliche Risiken
Welche Sportart eignet sich für wen?
CF-Patient*innen, die sich gern sportlich betätigen möchten, sollten dies vorher mit ihrer/ihrem Ärztin/Arzt besprechen. Für die weniger Sportaffinen gilt es, herauszufinden, welche Hobbies sie haben oder was ihnen Spaß macht, um dadurch die richtige Motivation zu schaffen. Bevor es losgeht, sollten sich Patient*innen und Sporttherapeut*innen gemeinsam einige Gedanken zu folgenden Punkten machen:
Motorische und körperliche Eigenschaften
- Wie viel Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination sind für die jeweilige Sportart gefragt?
- Besitze ich diese Fähigkeiten und wenn ja, in welchem Maße bin ich in der Lage, diese einzusetzen?
Belastung
- Wie hoch ist der Anteil der statischen und dynamischen Belastung?
Vorwiegende Beanspruchung von Extremitäten
- Welche Körperteile kommen zum Einsatz und wie stark?
- Bin ich bezüglich eines Körperteils eingeschränkt?
Umgebungsfaktoren
- Wo findet die Sportart statt?
- Welchen Einfluss hat das Wetter?
- Benötige ich eine besondere Ausstattung?
Einzel- oder Mannschaftssport
- Bin ich in der Lage, der vollen Belastung standzuhalten und auch die Aufgaben innerhalb einer Mannschaft zu übernehmen?
Verletzungsgefahr
- Wie schnell kann ich mich verletzen und wodurch?
Psychologische Faktoren
- Was bereitet mir Spaß oder Angst?
- Bei welcher Sportart packt mich der Ehrgeiz?
Erfahrungen
- Bringe ich bereits Erfahrung mit?
- Wenn ja, in welchen Bereichen?
Mukoviszidose, Diabetes und Sport1,2
Eine häufige Folgeerkrankung der Mukoviszidose ist der CF-assoziierte Diabetes mellitus, der die per se eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit zusätzlich zu reduzieren scheint. Dies hat ein Vergleich von CF-Patient*innen mit und ohne Diabetes mellitus ergeben.
Beide Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich des Body-Mass-Index, ihrer körperlichen Aktivität oder anderer Faktoren – trotzdem war die maximale körperliche Leistungsfähigkeit in der Diabetes-Gruppe niedriger.
Sie korrelierte mit der in dieser Gruppe ebenfalls tendenziell niedrigeren Lungenfunktion. Forscher*innen schließen daraus, dass die geringere körperliche Leistungsfähigkeit in direktem Zusammenhang zum Diabetes steht und folgern, dass diese Patient*innen von mehr körperlicher Aktivität und Sport profitieren könnten. Sie vermuten, dass sich dadurch auch diabetesbedingte Folgeerkrankungen verhindern oder zumindest verzögern lassen.
Von anderen Diabetesformen ist bereits bekannt, dass Sport einen positiven Einfluss auf den Blutzuckerspiegel haben kann. Grundsätzlich kann also auch von einem positiven Effekt von Sport auf die Gesundheit von CF-Patient*innen mit Diabetes ausgegangen werden. Allerdings sollte bei länger andauernden Belastungen besonders auf eine Diabetes-bedingte Unterzuckerung (Hyperglykämie) geachtet werden.
Sport bei Kindern mit Mukoviszidose3
„Mein Kind darf keinen Sport machen – es nimmt dadurch ab!“ Mit dieser elterlichen Sorge sind viele Ärzt*innen und Sporttherapeut*innen konfrontiert, die Kinder mit Mukoviszidose zu mehr Sport und Bewegung animieren wollen.
Ganz unbegründet ist diese Befürchtung nicht. Denn immerhin ist der Energieverbrauch bei Mukoviszidose per se erhöht und es gelingt nicht allen Patient*innen, den Mehrbedarf an Kalorien durch die Ernährung zu decken.
Trotzdem ist die Schlussfolgerung, dass Sport für Kinder ein zusätzliches Risiko hinsichtlich ihrer Ernährungssituation darstellt, so nicht richtig. Betrachtet man nämlich den Anteil der fettfreien Körpermasse – sprich: der Muskeln – von CF-Patient*innen und setzt sie in Relation zum Body-Mass-Index (BMI), sieht man, dass sich die körperlich weniger Aktiven in einem schlechteren Ernährungszustand befinden, während Patient*innen mit höherem BMI über mehr Muskelmasse verfügen.
Allgemein sollte die Mahlzeitenfrequenz an das körperliche Training angepasst und Nahrungsmittel mit möglichst hohem glykämischem Index bevorzugt werden.
Sport und Ernährung
Bei der Pflege von Mukoviszidose-Patient*innen hat Sport einen großen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden, denn er stärkt die Ausdauer und die körperliche Belastbarkeit. Gleichzeitig werden dem Körper jedoch Energie, Salz und Flüssigkeit entzogen, die entsprechend wieder aufgefüllt werden müssen.
Vor allem Ausdauersportarten zählen zu den sogenannten Energiefressern, denn dabei werden weitaus mehr Kalorien verbrannt als beim Schnelligkeits- oder Krafttraining. Damit der Verlust an Energie, Elektrolyten und Flüssigkeit die Leistungsfähigkeit nicht einschränkt, ist „Vorratsplanung“ angesagt: Das heißt, schon vor dem Sport ausreichend zu essen, vor und während des Trainings viel zu trinken und anschließend die leeren Energiespeicher durch ausgewogene Ernährung wieder aufzufüllen. Vor dem Sport sind kohlenhydrathaltige Lebensmittel wie Obst zu empfehlen, aber auch fettarme Milchprodukte. Da sie wenig schwere Ballaststoffe enthalten, verzögern sie die Magenentleerung nicht – mit vollem Magen trainiert es sich schließlich nicht gut.
Trinken und Sport
Bei kurzen sportlichen Aktivitäten, die weniger als eine halbe Stunde andauern, kann es genügen, vor- und hinterher etwas zu trinken. Dauert die Sporteinheit länger als 30 Minuten, sollte auch währenddessen getrunken werden. Der Flüssigkeitsbedarf hängt dabei sowohl von der Art der Belastung als auch von der Außentemperatur und anderen Umgebungsfaktoren ab.
Während des Sports sind Saftschorlen ideal, denn sie gleichen Flüssigkeitsverluste aus und versorgen den Körper mit schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Besonders günstig haben sich Getränke mit einem Kohlenhydratanteil von ca. 10 – 12 % erwiesen.
Bei leichtem Freizeitsport sollte 1 Gramm Salz pro Liter zugesetzt werden, bei intensivem Ausdauertraining, beispielsweise für einen Marathonlauf, sogar deutlich mehr.4 Daher lohnt es sich, das Getränk vor dem Sport zu Hause selbst herzustellen oder auf Salztabletten zurückzugreifen, die auch während des Trainings eingenommen werden können.4
Von den im Handel erhältlichen Sportgetränken ist abzuraten: Wie eine Untersuchung der Verbraucherzentrale Sachsen ergeben hat, entspricht deren Fruchtanteil nur selten den Empfehlungen des Deutschen Sportbundes, ihr Energiegehalt ist sehr unterschiedlich und häufig enthalten sie Vitamine und andere Zusätze, deren Nutzen im besten Fall als zweifelhaft zu bewerten ist.4 Darüber hinaus entspricht ihr Natriumgehalt in aller Regel nicht den Bedürfnissen von CF-Patient*innen.4
- Mukoviszidose e. V.: Broschüre „Leitfaden Sport bei Mukoviszidose. Für Betroffene, Eltern, Ärzte, Sporttherapeuten und Physiotherapeuten.“ URL: https://www.muko.info/fileadmin/user_upload/aks/sport/leitfaden_sport.pdf (zuletzt aufgerufen am 05.03.2021).
- Lothar Stein: Körperliche Leistungsfähigkeit von Jugendlichen mit Typ 3 Diabetes mellitus bei CF. Postervortrag im Rahmen der 15. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 17.11.2012
- Dr. Wolfgang Gruber, Evita Ausner: Training und Ernährung: Chancen und Risiken. Vorträge bei der 15. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 16.11.2012
- Bärbel Palm: Bewegung und Sport bei CF – Alles Lunge oder was? Vortrag im Rahmen der 19. Deutschen Mukoviszidose-Tagung, Würzburg, 19.11.2016