Hypnose – RUHE AM SICHEREN ORT

Raus aus dem Karussell

Die Schwere der Erkrankung führt bei Mukoviszidose-Patienten häufig zu einem belastenden Gedankenkarussell: Der sich wiederholende Kreislauf aus negativen Gedanken, Gefühlen und Gewohnheiten kann Ängste und Sorgen fördern, berichtete Krankenschwester Elke Hochenleitner aus München, die auch als Heilpraktikerin für Psychotherapie tätig ist. Letztlich kann selbst schon der Termin in der Arztpraxis für alle Beteiligten zur Zerreißprobe werden, wenn bereits das Eintreffen von negativen Gefühlen und Vorahnungen begleitet wird.

Angst vor dem Arztbesuch

Was bestimmt die negativ besetze Situation? Da sind als erstes die Gedanken zu benennen („Morgen MUSS ich in die CF-Ambulanz“). Dann die daraus entstehenden Gefühle (z.B. Unwohlsein, Angst), die möglicherweise auch Abwehrhandlungen hervorrufen („Ich will da nicht hin“). Als Ergebnis wird der Besuch beim Arzt als Zwang empfunden. Diese Erfahrung kann so stark sein, dass allein schon einfache Reize wie z. B. das Wort „Ambulanz“ negative Gedanken beim Patienten hervorrufen und der Kreislauf von vorne losgeht. Deswegen ist es wichtig, so einen festgefahrenen Gedankenkreislauf zu durchbrechen, betont die Krankenschwester und Heilpraktikerin.

Hypnose: vor allem bei Kindern erfolgreich

Sie schlägt vor, in solchen Fällen auch an die Hypnose zu denken, als Kommunikation mit dem eigenen Unbewussten. Hypnose ist eine Technik, um dem Gegenüber den Wechsel in die „Trance“ zu erleichtern und diesen Zustand zu vertiefen, der sich von seinem gewohnten Wachbewusstsein unterscheidet. Die Hypnose wird dabei nicht als psychotherapeutisches Verfahren genutzt, sondern ganz praktisch zur Unterstützung des Patienten in Krisensituationen.

Der amerikanische Hypnotherapeut Prof. Daniel Kohen beschreibt die Trance als eine angeborene Fähigkeit. Im Kindesalter ist sie am stärksten ausgeprägt und verliert sich, vor allem in der westlichen Welt, mit zunehmendem Alter im gesellschaftlichen Kontext, weil sie durch Normen und Verhaltensregeln unterdrückt wird. Kinder haben noch einen natürlichen Zugang zu dieser Fähigkeit, daher ist die Hypnose bei ihnen so effektiv.

Während der Trance werden Wahrnehmung und Aufmerksamkeit auf etwas Positives fokussiert und nach innen gelenkt. Die Patienten bündeln, vom Behandler angeleitet, ihre Gedanken ganz gezielt, während die Umgebung in den Hintergrund rückt. Gerade pädiatrische Patienten seien hierfür empfänglich, so Hochenleitner. Wichtig sei ein Vertrauensverhältnis gegenüber dem Behandler, damit der junge Patient zur Entspannung findet. Um dies zu erreichen, können Kinder beispielsweise in Begleitung einer vertrauten Person bleiben.

Vorstellungskraft über alle Sinne abfragen

Als Anwendungsbeispiel stellte Hochenleitner eine sogenannte Imaginations-Übung vor, indem die Vorstellungskraft des Patienten genutzt werde. Sie wird häufig in der Therapie von Trauma- und Angstpatienten verwendet und heißt „der sichere Ort“. Dabei handelt es sich um einen gedanklichen, jederzeit zugänglichen Ort, an dem sich der Patient vollkommen sicher und geborgen fühlt. Er entspringt der eigenen Vorstellung des Patienten und kann aus Erinnerungen und Erfahrungen oder vollständig aus der Fantasie heraus erschaffen werden. Der Behandler erzeugt durch seine Fragen nur einen äußeren Rahmen für den Patienten, in dem er den Patienten zunächst gedanklich den Ort aufsuchen lässt und dann jede einzelne Sinneswahrnehmung abfragt, die das Kind möglichweise an seinem sicheren Ort verspürt. Mit dem Ziel, dass der Patient nach kurzer Zeit mit seinem ganzen Denken und Empfinden in dieser positiven Fantasiewelt angekommen ist. Diese Zielvorstellung entspringt dem Unbewussten und verhilft dem Patienten zu Linderung in krisenhaften Situationen – und der Praxisbesuch verliert in diesem Zustand seinen Schrecken.
Bericht vom Vortrag „Klinische Hypnose in der Pädiatrie: Prävention und Intervention“ von Elke Hochenleitner (Fridolfing) im Seminar „Medical Trauma“, 21.11.2020, Deutsche digitale Mukoviszidose Tagung 2020

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